Hausstaubmilbe

Der Feind in meinem Bett

Woman sneeze on the bedSie sind unsichtbar, aber können sehr lästig sein. Denn ihr Schmutz macht vielen Menschen zu schaffen. Die Hausstaubmilbe ist der häufigste Verursacher von ganzjährig auftretenden Allergien. Der Smartguide Gesundheit & Pflege erklärt, was Sie gegen die ungeliebten Mitbewohner tun können.
Text: Michaela Werthmüller

Dermatophagoides pteronyssinus: Der Name ist unaussprechlich und die wenigsten wissen, wer oder was sich dahinter verbirgt. Dabei teilen wir sehr viel mit ihm, dem achtbeinigen, winzigen Spinnentier, besser bekannt als „Hausstaubmilbe“. Sie lebt in Teppichen, Polstermöbeln, Plüschtieren und fühlt sich besonders wohl in unseren Betten. Und wir transportieren sie zudem auf unserer Kleidung von Ort zu Ort. „Hausstaubmilben selbst sind harmlos. Sie können weder stechen noch beißen, übertragen keine Krankheiten und sind winzig klein“, erklärt Univ.-Doz. Dr. Wolfgang Hemmer vom Floridsdorfer Allergiezentrum. „Doch für Allergiker sind sie eine große Sache.“ Denn trotz ihrer Winzigkeit machen sie vielen Menschen das Leben schwer. Die Hausstaubmilben sind die häufigsten Verursacher von ganzjährig auftretenden Allergien. Anders als bei einer Pollenallergie, die nur während der Blütezeit der Pflanzen für Beschwerden sorgt, plagt das mikroskopisch kleine Tierchen Milbenallergiker das ganze Jahr über.

depressed ill man tissuesAllergie kommt selten allein
Eine Hausstaubmilbenallergie gilt außerdem als häufigste Ursache für Asthma. Das bestätigt auch Hemmer: „Betroffene haben, verglichen mit anderen Atemwegsallergien, ein besonders hohes Asthmarisiko.“ Und mehr als 80 % aller Asthmatiker reagieren allergisch auf Hausstaub.
Insgesamt leidet bereits jeder vierte Österreicher an einer allergischen Erkrankung, mehr als ein Drittel davon an einer Hausstaubmilbenallergie.
Das Problem: Häufig werden die Symptome nicht als Allergie erkannt. Denn die Beschwerden wie eine verstopfte Nase, Niesanfälle oder Augenjucken und -tränen, Husten oder Kopfschmerzen können das ganze Jahr hindurch auftreten. Oftmals werden die Beschwerden deshalb nicht als Allergie erkannt. Das Drama der späten Diagnose sei, dass etwa jeder vierte Hausstaubmilben-Allergiker auch asthmakrank sei.

Klein, aber oho
Bereits 1964 hat der Niederländer Voorhorst gemeinsam mit seinen Mitarbeitern die Hausstaubmilbe, die übrigens eine nahe Verwandte der Zecke ist, als Allergenquelle im Hausstaub erkannt. Als Hauptauslöser in europäischen Haushalten gilt die Gattung Dermatophagoides pteronyssinus, in den USA ist es die Art Dermatophagoides farinae. Sie lebt zwar nur kurz – bis zu sechs Monate, aber währenddessen vermehrt sie sich eifrig. „Die paarungsfreudigen Weibchen legen bis zu 300 Eier – bei optimalen Bedingungen zwei bis drei pro Tag“, erläutert der Experte. „Ihr Nahrungsangebot finden die Milben vor allem in unseren Betten“, so Hemmer. Reichlich Nahrung fänden sie aber auch in Polstermöbeln, Teppichen, Vorhängen oder Stofftieren. In einem Pullover beispielsweise können sich bis zu 30.000 Milben heimelig fühlen, in einer Matratze leben bis zu 2 Millionen Hausstaubmilben. Nicht das Spinnentier selbst löst die Allergien aus, sondern vor allem dessen Ausscheidungen besitzen ein hohes allergisches Potenzial. Und davon hinterlassen sie viel: „Im Laufe ihres Lebens produziert die Milbe das 200-fache ihres Eigengewichts an Kot!“, so Hemmer. „Die Eiweiße in den Körpern von abgestorbenen Milben und besonders im Kot enthalten 33 unterschiedliche Allergene“, die das Leben eines Allergikers schwer machen.

Maßnahmen und Therapie
Eine „Allergenkarenz” ist bei der Hausstaubmilbenallergie schwer, weil es die Milbe das ganze Jahr überall eigentlich überall gibt. Jedoch kann man sich mit ein paar Tricks helfen (s. „Expertentipps“).
Ansonsten lindern Kortison-Sprays, Antihistaminika und Leukotrien-Antagonisten, kurz LTRA genannt (Anm. d. Red.: ein Anti-Histaminikum mit einer eigenen Wirkstoffgruppe) die Symptome. Ursächlich wirkt ausschließlich eine „Spezifische Immuntherapie auch „Allergie-Impfung“ oder „Hyposensbilisierung“ genannt, bei der das Allergen, also der Auslöser, in steigender Konzentration regelmäßig unter die Haut gespritzt wird. Dadurch lernt das Immunsystem das Allergen zu tolerieren, auch immunologische Toleranz genannt. Diese dreijährige Spritzenkur war bisher recht aufwendig, da der Patient alle sechs Wochen zum Arzt gehen musste.

Neue Tablette, neue Hoffnung
Aber jetzt gibt es Hoffnung: Ein neues Präparat ist seit Anfang des Jahres am Markt, das Linderung für die Betroffenen verspricht. Die neue „Milbentablette“ vereinfacht die Therapie. Denn man kann sie zu Hause durchführen – nach der ersten Einnahme beim Arzt. Über drei Jahre lang soll man die Tablette einmal täglich unter die Zunge legen, wo sie sich innerhalb von einer halben Minute auflöst. Bereits nach zwei bis drei Monaten sollen erste Behandlungserfolge erwartet werden. Die Erstverschreibung der Tablette erfolgt übrigens durch einen Facharzt für HNO-, Lungen- oder Hautkrankheiten, in weiterer Folge kann es dann der Hausarzt verschreiben. In groß angelegten klinischen Studien zeigte sich im Rahmen der Behandlung ein Rückgang der Symptome bei allergischer Rhinitis um etwa die Hälfte. Ein guter Effekt wurde auch bei Asthmatikern erzielt. „Diese Tablette wird die Asthmatherapie nachhaltig verändern, da sie die Schwere des Asthmas mildern und dem Patienten ein Plus an Aktivität und Lebensqualität bringen kann“, so Univ. Doz. Dr. Felix Wantke, Leiter des Floridsdorfer Allergieambulatoriums (FAZ) und Arbeitskreisleiter für Asthma und Allergie der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP).

 

Experten-Tipps: So machen Sie den Milben das Leben schwer

Regelmäßig für frische Luft sorgen!
Die unsichtbaren Krabbeltiere lieben mäßig warme Temperaturen und ein feuchtes Raumklima. Schaffen Sie ein milben­unfreundliches Raumklima mit einer Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 50 % und einer Zimmertemperatur von maximal 20 °C.

Bett sanieren!
Verwenden Sie für alle Betten spezielle milbendichte, atmungsaktive und klinisch geprüfte (!) Überzüge (sogenannte Encasings) für Matratze, Bettdecke und Polster.

Betten lüften.
Schlagen Sie die Bettdecke morgens nach dem Aufstehen zurück, um das Bett möglichst rasch austrocknen lassen.

Staubfänger entfernen.
Meiden Sie möglichst Staubfänger wie Teppiche, Polster oder schwere Vorhänge.

Mindestens bei 60 °C waschen.
Waschen Sie Decken und Polster alle 2 Wochen mit mindestens 60 °C oder geben Sie sie eine halbe bis eine Stunde im trockenen Zustand in den Wäschetrockner.

Alles hinter Glas.
Wäsche, Bücher und andere Staubfänger in Kästen oder hinter Glasregalen aufbewahren.

Nicht anlocken.
Stellen Sie keine Topfpflanzen im Schlafzimmer auf.
Quelle & weitere Tipps: www.allergenvermeidung.org

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