Impfen

Schutzübung

Es ist nur ein kleiner Piks – der Eltern jedoch unsicher macht. Gegen was und wann werden Kinder eigentlich geimpft? Wann müssen Impfungen aufgefrischt werden? Und können sie auch schaden?

Impfen Tetanus (Wundstarrkrampf)
Tetanus-Bakterien werden über Wunden übertragen und scheiden ein Gift aus, das Muskelkrämpfe verursacht. Krämpfe der Brustmuskulatur können im schlimmsten Fall zum Erstickungstod führen. Die Tetanusimpfung ist im Gratiskinderimpfprogramm in der 6-fach Impfung im Säuglingsalter und in einer 3- oder 4-fach Impfung im Schulalter enthalten. Die Auffrischung erfolgt ab dem 19. Lebensjahr alle 10 Jahre, ab dem 60. Lebensjahr alle fünf Jahre.

Diphtherie
Rachen-Diphtherie – die häufigste Form der Diphtherie – wird durch kleine Tröpfchen in der Atemluft übertragen. Sie führt zu Entzündungen der Atemwege bis hin zu Erstickungsanfällen. Im Rahmen der 6-fach-Impfung wird die Impfung im 3., 5. und 12. bis 14. Lebensmonat durchgeführt und im Schulkindalter im 7. (bis 9.) Lebensjahr wiederholt. Danach wird in 10-Jahresintervallen – und ab dem 60. Lebensjahr in 5-Jahresintervallen – aufgefrischt. Bei Versäumnis und einem Impfabstand von über 20 Jahren kann die Impfung mittels einer einzigen Dosis nachgeholt werden.

Pertussis (Keuchhusten)
In Österreich erkranken jährlich etwa 400 Menschen an dieser hochansteckenden Erkrankung der Atemwege. Weil Pertussis im Säuglingsalter häufig vorkommt und auch besonders schwer verläuft, sollte möglichst früh geimpft werden. Auch die Pertussis-Impfung ist Teil der Gratis-6-fach-Impfung für Kinder. Die Auffrischungsimpfung erfolgt zwischen dem 7. und 9. Lebensjahr. Um den Impfschutz zu erhalten, müssen sich Erwachsene alle zehn Jahre, ab dem 60. Lebensjahr alle fünf Jahre, nachimpfen lassen.

Polio (Kinderlähmung)
Eine Infektion mit Polio-Viren ist durch unzureichendes Händewaschen nach dem Toilettengang und verschmutztes Trinkwasser sowie durch die Atemluft möglich. Die mögliche Folge: Lähmungserscheinungen. Europa gilt seit 2002 als poliofrei, in Asien und Afrika kommt die Erkrankung noch vor. Es gibt keine Therapie. Die Impfung gehört in Österreich zum 6-fach-Kinderimpfungsprogramm und wird im Schulkindalter aufgefrischt. Danach wird die Auffrischungsimpfung nur mehr für Reisende in Regionen mit Infektionsrisiko empfohlen.

Meningokokken
Eine Meningokokken-Infektion kann innerhalb weniger Stunden aus voller Gesundheit zum Tod führen. Erkrankungen durch Meningokokken der Serogruppe C, die im 2. Lebensjahr einen deutlichen Anstieg verzeichnen, haben seit 1995 in Österreich zu 25 Todesfällen (davon 20 Kinder und Jugendliche) geführt. Mit 2012 wurde die Meningokokkenimpfung in das kostenfreie Impfprogramm für Schulkinder inkludiert, da besonders Jugendliche vor Eintritt in eine Gemeinschaftswohneinrichtung (Schüleraustausch, Studentenwohnheim, Kaserne) geschützt sein sollen. Empfohlen wird für Kleinkinder im 2. Lebensjahr eine einmalige Applikation der konjugierten Meningokokken-C-Impfung. Eine einmalige Auffrischungsimpfung mit dem 4-fach konjugierten Impfstoff soll im 12. Lebensjahr im Rahmen des Gratisimpfprogramms erfolgen.

Masern/Mumps/Röteln
Masern sind eine hochinfektiöse virale Infektionskrankheit, die direkt oder durch Tröpfcheninfektion übertragen wird. In 20 % der Maserninfektionen kommt es zu Komplikationen. In Industriestaaten stirbt etwa eines von 1.000 mit Masern infizierten und gemeldeten Kindern an dieser Erkrankung. Im Jahr 2008 kam es in Österreich zu einem Masernausbruch mit insgesamt 443 Fällen durch Einschleppung von Masern aus der Schweiz. Die Viruserkrankung Mumps wird meist durch Tröpfchen übertragen und sorgt in 70 Prozent der Fälle für beidseitige Schwellung der Ohrspeicheldrüse. Zu den gefürchteten Folgen zählen Hörnerv- und Hirnhautentzündung, bei 10 bis 30 Prozent der männlichen Patienten während und nach der Pubertät kommt es zu einer Hodenentzündung mit zum Teil bleibender Zeugungsunfähigkeit. Bei den Röteln handelt es sich um eine hochansteckende Virusinfektionskrankheit, die durch Tröpfchen übertragen wird. Bei Rötelninfektionen bis zur 17. Schwangerschaftswoche kann es zu schweren Schädigungen des Ungeborenen kommen. Da es sich um einen Lebendimpfstoff handelt, darf er in der Schwangerschaft nicht verabreicht werden. Früher wurden daher 13-jährige Mädchen gegen Röteln geimpft. Heute ist die 3-fach-Kombinationsimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln im Gratiskinderimpfprogramm enthalten und wird ab dem 11. Lebensmonat empfohlen. Fehlende MMR-Impfungen können in jedem Lebensalter nachgeholt werden. Derzeit ist diese Impfung in Österreich aufgrund der starken Masernvirusaktivität in Europa bis zu einem Alter von 45 Jahren kostenfrei erhältlich. Als Nebenwirkungen treten gelegentlich Abgeschlagenheit und erhöhte Temperatur, selten Fieber, Durchfall oder „Impfmasern“ auf.

Frühsommermeningoencephalitis (FSME)
Die FSME ist eine überwiegend durch Zeckenstich, sporadisch auch durch den Konsum nicht-pasteurisierter Milch und Milchprodukte (vor allem von Schafen und Ziegen) übertragene Infektionskrankheit mit grippeähnlichen Symptomen. Etwa ein Drittel der Patienten zeigt nach durchgemachter Erkrankung langdauernde Folgeschäden. In Österreich ist kein Bundesland FSME-frei. Die Grundimmunisierung bei Kindern erfolgt zwischen 2. und 5. Lebensjahr. Nach einer Auffrischung nach 3 Jahren soll bis zum 60. Lebensjahr alle 5 Jahre, danach alle 3 Jahre geimpft werden. Zuschüsse gibt es von den Krankenkassen in unterschiedlicher Höhe. Im Bedarfsfall kann ein Schnell­immunisierungsschema angewandt werden.

Hepatitis B
Alle Körperflüssigkeiten können Hepatitis-B-Viren enthalten. Übertragen werden sie hauptsächlich auf sexuellem Weg, Schwangere können die Infektion an das Ungeborene weitergeben. Hepatitis B verläuft bei 80 bis 90 Prozent der Kinder chronisch und schädigt dabei die Leber. Etwa 600.000 Menschen sterben weltweit pro Jahr an den direkten Folgen dieser Krankheit. In Österreich leben etwa 42.000 chronisch erkrankte oder das Virus beherbergende Personen. Es wird im Rahmen der 6-fach-Impfung im 3., 5. und 12.–14. Lebensmonat ge­impft. Nach der Grund­im­mu­nisierung wird eine Auffrischungsimpfung im 7. bis 13. Lebensjahr empfohlen.

Haemophilus influenzae Typ b (Hib)
Hib-Bakterien verbreiten sich beim Sprechen, Husten und Niesen und können eine lebensgefährliche Hirnhautentzündung verursachen. Kinder unter vier Jahren sind besonders häufig betroffen, deshalb wird im Rahmen des Gratiskinderimpfprogramms im Rahmen der 6-fach-Impfung geimpft. Außer in Ausnahmefällen wird diese Impfung nach dem 5. Lebensjahr nicht mehr empfohlen. Vor Einführung der HiB-Impfung Anfang der 90er-Jahre war Hämophilus influenzae B der häufigste Erreger der eitrigen Meningitis bei Kindern bis zu 5 Jahren. Durch die Impfung ist diese Krankheit in Österreich praktisch verschwunden.

——————————-

Generation Impfkind

Junge Mütter und Väter können oft gar nicht hinschauen: Wenn ihr winziges Baby mit riesigen Nadeln drei, vier oder gar sechs Impfungen bekommt. Wenn sie dann noch von Freunden oder Bekannten hören, dass diese Injektionen die Entwicklung des kindlichen Immunsystems schädigen, zu Krankheiten wie Autismus oder Allergie, ja sogar zum plötzlichen Kindstod führen könnten, wird der Gang zum Arzt zu einer quälenden Gewissensfrage. Dr. Matthias Thalhammer versucht auf www.netdoktor.at, besorgte Eltern von Babys zu beruhigen. Das Immunysystem des Menschen, so meint er, sei darauf ausgerichtet, sich unmittelbar nach der Geburt mit einer Vielzahl von Mikroorganismen auseinanderzusetzen. Zudem enthielte die Sechsfach-Impfung nur nicht-vermehrungsfähige Teile von Krankheitserregern. Sie ermöglichen es dem Immunsystem, sich auf ungefährliche Art mit dem Erreger auseinanderzusetzen. „Impfungen sind gleichsam ein Training für die Abwehr“, so der Experte.

„Das Immunsystem funktioniert im Säuglingsalter sogar besonders gut, zu diesem Zeitpunkt verabreichte Impfungen schützen besonders nachhaltig.“

Den Anstieg von Allergieerkrankungen seit der Einführung von Impfungen in den 1960er-Jahren führt er nicht darauf zurück, dass durch Impfungen verhinderte Krankheiten Allergien auslösen, sondern auf den Umstand, dass Kinder in „reichen Ländern“ durch ihr hygienisches Umfeld weniger mit den Mikroorganismen in Berührung kommen. Eine Untersuchung in Deutschland ergab, dass in der BRD die Rate der allergischen Erkrankungen deutlich höher war als in der ärmeren DDR – und das, obwohl durch die staatlich verordnete Impfpflicht die Durchimpfungsraten mit annähernd 99 Prozent weit höher als in der BRD lagen.
Auch der Verdacht, dass die umstrittene Masern-Impfung in Zusammenhang mit einer Häufung von Autismus-Fällen stehen könnte, wurde mittlerweile in groß angelegten Studien entkräftet: Es zeigte sich, dass ein Zusammenhang zwischen der Schutzimpfung und Autismus aus wissenschaftlicher Sicht ausgeschlossen werden kann. Am meisten aufatmen lässt junge Eltern aber vermutlich diese Entwarnung: „Die Hypothese, dass es nach Impfungen gehäuft zum plötzlichen Kindstod (SIDS) kommen soll“, meint Dr. Thalhammer, „wurde inzwischen
widerlegt.“

Diese Webseite verwendet Cookies. Durch das Nutzen dieser Seite sind Sie mit der Verwendung von Cookies einverstanden. Datenschutzerklärung

The cookie settings on this website are set to "allow cookies" to give you the best browsing experience possible. If you continue to use this website without changing your cookie settings or you click "Accept" below then you are consenting to this.

Close