Feinstaub

Dicke Luft

Wie Feinstaub uns drinnen und draußen krank macht und was man dagegen tun kann.
Text: Antonia Wemer

????????????????????????????????Regelmäßige Hustenanfälle seit dem Umzug in die neue Wohnung? Unerklärliche Kopfschmerzen am Arbeitsplatz? Immer wieder tränende Augen bei der morgendlichen Jogging-Runde um den Häuserblock? Bleierne Müdigkeit bei jedem Abendessen im Haus der besten Freundin, und das, obwohl sie seit Jahren nur mit gesunden Zutaten leicht bekömmliche Gerichte zubereitet? Wer mit rätselhaften Symptomen wie diesen zu kämpfen hat, kämpft möglicherweise mit einem unsichtbaren, aber mächtigen Gegner: dem Feinstaub.

Winzig, aber sehr gefährlich Was ihn so gefährlich macht, ist seine Größe. Oder besser gesagt: Seine Winzigkeit. „Während Hausstaub sichtbar ist, versteht man unter Feinstaub Partikel, die kleiner sind als ein Hundertstel Millimeter“, erklärt der renommierte Umweltmediziner Dr. Hans-Peter Hutter die oft unerkannte Bedrohung, die völlig geruchlos und mit bloßem Auge nicht erkennbar ist. Bemerkbar macht sich Feinstaub erst durch seine negativen Auswirkungen: „Die gesundheitsschädigenden Wirkungen sind wissenschaftlich vielfach nachgewiesen“, sagt der Experte und zählt eine lange Liste von Problemen auf, die durch eine Belastung im Freien oder in Innenräumen auftreten können. Entzündungen der Atemwege, die Auslösung von Asthmaanfällen und Lungenfunktionseinbußen zählen ebenso dazu wie akute Mittelohrentzündungen, Beeinträchtigungen der geistigen Leistungsfähigkeit sowie Schädigungen des Herz-Kreislauf-Systems. Sogar Herzinfarkt und Lungenkrebs können als Folge einer Feinstaubbelastung auftreten.

Sick Woman SneezingGesundheitliche Schäden
Grundsätzlich können die kleinen Partikelchen neben den Atemwegen und der Lunge fast alle Organsysteme schädigen – wie etwa das zentrale Nervensystem. Werden sie eingeatmet, gelangen sie entlang des Riechnervs bis ins Gehirn, wo sie – wie eine Studie der Harvard School of Public Health gezeigt hat – bestimmte Funktionen beeinflussen können. Besonders empfindlich reagieren Kinder und ältere Menschen, aber auch Asthmatiker und Personen, die an anderen Krankheiten der Atemwege leiden. Laut EU-Kommission verringert sich die Lebenserwartung in Österreich durch Feinstaub durchschnittlich um acht Monate.
Aber wie stellt man fest, ob Feinstaubpartikel in der Atemluft herumschwirren, wenn man sie nicht sehen kann? Dr. Hans-Peter Hutter empfiehlt generell die Messung von gas- und staubförmigen Luftverunreinigungen, wenn regelmäßig beim Aufenthalt an einem bestimmten Ort – etwa der eigenen Wohnung – unspezifische Beschwerden wie Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, Müdigkeit oder Reizsymptome der oberen Atemwege beziehungsweise der Augen auftreten: „Wesentlich ist dabei, dass diese Messungen von einem erfahrenen Messinstitut durchgeführt werden“, betont er. Die Früherkennung kann dabei gesundheitsrettend wirken. Denn hat man die winzigen Staubkörnchen einmal eingeatmet, gibt es kein „Gegenmittel“.

CoughingClevere Gegenstrategien
Zum Glück lässt sich der Entstehung von neuem Feinstaub vorbeugen. Die gute Nachricht von Seiten des Experten: „Jeder kann etwas dazu betragen.“ Denn die gefährlichen Partikel entstehen nicht nur durch herangewehten Saharasand, atmosphärische Prozesse und industrielle Fertigung – etwa beim Löten, Schweißen oder Fräsen –, sondern auch durch Drucker, Kopierer, im Straßenverkehr, durch Holz betriebene Öfen und vieles mehr. Dr. Hans-Peter Hutter rät dazu, Autofahrten besonders für kurze Distanzen nach Möglichkeit zu vermeiden, mehr zu Fuß zu gehen oder Rad zu fahren, Fahrgemeinschaften zu bilden oder öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Auch die Wohnung sollte nicht überheizt werden. Zusätzlich empfiehlt er den Kauf lokaler Produkte: So erspart man der Umwelt lange Transportwege und der Luft viele unnötige Abgase, die nicht nur im Freien belastend wirken, sondern beim Lüften auch ins Hausinnere gelangen können.

Nikotin als Feinstaubbelastung
Zu guter Letzt verdient beim Thema Feinstaub noch der Zigarettenkonsum eine besondere Erwähnung. „Nicht zu vergessen ist, dass besonders Verbrennungsvorgänge bei hohen Temperaturen aufgrund der vielen winzigen Partikel besonders gesundheitsschädlich sind,“ meint Dr. Hans-Peter Hutter. „Damit trägt auch Tabakrauch – selbst wenn nur eine Person raucht – deutlich zur Feinstaubbelastung in Innenräumen bei.“
Wer immer noch regelmäßig zur Zigarette greift, sollte also bedenken, dass er mit ihr nicht nur scheinbar harmlose Rauchwölkchen, sondern auch eine gefährliche Staubwolke in die Luft bläst. Vielleicht gelingt es ja dem einen oder anderen Raucher mit diesem Bild vor Augen leichter, auf sein Laster zu verzichten – und so dafür zu sorgen, dass nicht nur er, sondern auch liebe Menschen in seinem Umfeld in Zukunft seltener von Hustenanfällen, Kopfschmerzen und anderen gesundheitlichen Problemen geplagt werden.

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