Brustkrebs

Busenwunder

Etwa eine von acht Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens an einem bösartigen Tumor
der Brust. Mehr als die Hälfte aller Patientinnen überlebt ihre Erkrankung mittlerweile.
Und fast immer kann brusterhaltend operiert werden. Text: Sabine Fisch

ab23274.jpgIn Österreich erkranken jedes Jahr rund 5.000 Frauen an einem Mammakarzinom (Mamma, lat. Brust, Karzinom, lat. bösartiges Geschwür). 90 Prozent der Neuerkrankungen treten spontan auf, das bedeutet, weder Mutter, noch Geschwister oder Großmutter sind vorher bereits an einem Mammakarzinom erkrankt. Erblich tritt Brustkrebs nur in etwa zehn Prozent aller Fälle auf und in wieder der Hälfte davon ist eine erbliche Veränderung in einem der beiden Brustkrebsgene verantwortlich. Wird ein Knoten in der Brust entdeckt, folgt eine festgelegte Reihe von Untersuchungsschritten, um abzuklären, ob der Tumor gut- oder bösartig ist:

 

1. Tastuntersuchung durch den Arzt

2. Mammografie

3. Ultraschalluntersuchung

4. Gewebeentnahme aus dem Knoten (Biopsie) zur genaueren histologischen Untersuchung des Gewebes

Österreich führend
Weltweit gilt die österreichische Krebsbehandlung übrigens als führend. Maßgeblich verantwortlich dafür ist die Austrian Breast and Colon Cancer Study Group, eine Studiengruppe, die sich mit der Erforschung von Brust- und Darmkrebs befasst. Derzeit wird beispielsweise gerade ein Impfstoff zur Behandlung von Brustkrebs in wissenschaftlichen Studien untersucht. „Der Impfstoff soll das Immunsystem dazu anregen, Antikörper gegen den Tumor zu bilden“, sagt auch Prof. Dr. Christian Singer von der Universitätsfrauenklinik in Wien und Ko-Leiter der Impfstudie.

Individualisierte Therapie
„Die“ Krebsbehandlung gibt es längst nicht mehr. Anstelle der früher üblichen Behandlungsweise ist mittlerweile die individualisierte Krebstherapie üblich. Die Behandlungs ist von den nachfolgenden Faktoren abhängig:

• Prä- oder Postmenopause
• Stadium der Erkrankung
• Klassifikation des Tumors (Größe, Lymphknotenbefall, Metastasen)
• Tumorbiologie (hormonrezeptorpositiv oder -negativ)
• Alter der Patientin
• Tumorart
• Vorliegen anderer Erkrankungen/Gesundheitszustand

Meist steht an erster Stelle des Therapieprogramms die Entfernung des Tumors im gesunden Gewebe. Das bedeutet, es wird nicht nur der Tumor entfernt, sondern auch etwas gesundes Gewebe rund um den Rand des Tumors.

80 Prozent brusterhaltende Tumorentfernungen
Wenn der Tumor bei der Dia­gnosestellung schon zu groß ist, um bei einer Operation brust­erhaltend zu arbeiten, wird häufig schon vor dem Eingriff eine Chemotherapie durchgeführt – dies wird als neoadjuvante Chemotherapie bezeichnet (adjuvant, lat. ergänzend) – es wird also eine zur Operation ergänzende Therapie durchgeführt, die vor dem Eingriff stattfindet (deshalb der Begriff „neo“ – lat. neu, in diesem Sinn: vorher). In Österreich werden etwa 80 Prozent aller Tumorentfernungen brusterhaltend durchgeführt.

Verschiedene Behandlungen
„Wird der Tumor in einem sehr frühen Stadium „erwischt“, stellt die Entfernung der Geschwulst bereits die Heil­behandlung für die Erkrankung dar“, erläutert Brustkrebsspezialist Singer. „Häufig ist allerdings im Anschluss an die Operation eine weitere Behandlung notwendig.“ Welche vier Möglichkeiten, die einzeln oder kombiniert verabreicht werden, derzeit zur Verfügung stehen, können Sie hier sehen:

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Die vier Möglichkeiten der Heilbehandlung

Chemotherapie
Das Prinzip der Chemotherapie fußt darauf, möglichst alle Krebszellen so gut wie möglich abzutöten. Dies geschieht mit sogenannten Zytostatika (Zellgifte – das Wort ist griechisch und bedeutet Zyto = Zelle, stasis = Stillstand). Die Krebszellen werden damit also zum Absterben gebracht.

Strahlentherapie
Vor allem bei brusterhaltenden Tumorentfernungen wird die Strahlen- ebenso wie die Chemotherapie nach der Entfernung des Karzinoms dazu eingesetzt, eventuell noch vorhandene Tumorreste, die mikroskopisch klein sind, zu entfernen.

Antikörpertherapie
Zu den wichtigsten Waffen im Kampf gegen Brustkrebs zählt die Antikörpertherapie. Diese kann angewendet werden, wenn der Tumor HER-2-positiv ist. Das sind etwa 20 bis 30 Prozent aller Brustkrebsfälle. Frauen, die an einem solchen Tumor erkrankt sind, profitieren von einer Behandlung mit bestimmten Antikörpern. Diese Antikörper blockieren Wachstumsfaktor-Rezeptoren auf der Oberfläche des Tumors – sie „hungern“ ihn also aus.

Anti-Hormontherapie
Das weibliche Sexualhormon Östrogen stimuliert das Wachstum hormonempfindlicher Tumoren, wenn deren Gewebe spezielle Bindungsstellen (Rezeptoren) für Hormone aufweist. Das wird im Rahmen einer feingeweblichen Untersuchung geprüft, nachdem die Geschwulst operativ entfernt wurde. Finden sich Rezeptoren, lautet das Ergebnis „Hormonrezeptor-positiv“. Dann ist eine Behandlung mit Antihormonen oder Substanzen, die die Produktion von Hormonen unterdrücken, sinnvoll. „Die Entwicklung moderner Antikörpertherapien hat in den vergangenen Jahren zu einer regelrechten Revolution der Krebstherapie geführt“, erläutert Onkologe Christian Singer: „Sie erlauben inzwischen eine äußerst wirksame und dennoch vergleichsweise schonende Behandlung der Krebserkrankung.“

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Brustkrebs bei Männern – Achtung! Nicht nur Frauen sind betroffen

Auch wenn bösartige Tumoren der Brust fast ausschließlich bei Frauen
auftreten, so können auch Männer an einem Mammakarzinom erkranken.
In Österreich betrifft das etwa 30 bis 40 Männer im Jahr. Bei nachfolgenden Symptomen sollten Männer jedenfalls sofort einen Arzt/eine Ärztin aufsuchen:

• ein Knoten oder eine Verhärtung einer Brust, unregelmäßig geformt, schmerzlos, in der Nähe der Brustwarze
• eine Veränderung der Brustwarze oder des Warzenhofs (Einziehung, Verklebung mit dem darunter liegenden Gewebe)
• Entzündung oder Ausfluss aus der Brustwarze
• längere Zeit vergrößerte und/oder verhärtete Lymphknoten in der Achselhöhle

Liegt ein Brustkrebs vor, so wird in der Behandlung ähnlich vorgegangen wie bei der erkrankten Frau. Allerdings kann die Tumorentfernung schwierig sein, weil es nur wenig umgebendes Gewebe gibt. Fast alle Brusttumoren bei Männern sind hormonrezeptorpositiv. Sie profitieren daher auch von der Antihormontherapie. Auch eine Behandlung mit Aromatasehemmern kann – vor allem wenn die Antihormontherapie nicht gut vertragen wird – sinnvoll sein.

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