Ganz Ohr

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Hören prägt unser Leben. Doch mit zunehmendem Alter lässt die Hörfähigkeit meist nach. Wir verraten, wie Sie Ihr Ohr schützen und wie man Hörbeschwerden erkennt. 

Text: Michaela Werthmüller

Es ist rund um die Uhr im Einsatz – ob wir wollen oder nicht. Unser Gehör macht nie Pause – bei Tag und bei Nacht, ob wir schlafen oder nicht. Es ist immer auf Empfang gestellt, liefert uns ständig wichtige Informationen und bemerkt die leisesten Geräusche in unserem Umfeld und aktiviert unser Gehirn. Das ist überlebenswichtig, denn der Hörsinn ist ein wichtiger Warn- und Feinsinn und schützt uns vor lauernden Gefahren.

Mehr Hörbeeinträchtigungen
Doch wann denkt man schon darüber nach! Solange sie funktionieren und alles mitkriegen, was uns wichtig ist, verschwendet man kaum einen Gedanken an sie. Dabei sind unsere Ohren äußerst sensibel und ein wahres Wunderwerk des Körpers. Das Hören ist wichtig für die alltägliche Kommunikation und das soziale Miteinander. Doch leider wird das immer wieder unterschätzt. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sind rund fünf Prozent der Weltbevölkerung von Hörbeeinträchtigungen betroffen. In Österreich ist rund jeder Fünfte von einer Hörminderung betroffen. Die WHO warnt vor einem wahrscheinlichen Anstieg in den nächsten zwei Jahrzehnten.

Im Alter schlecht hören
Hinzu kommt, dass Höreinbußen die häufigste chronische Einschränkung sind, die mit dem Alter verknüpft ist. Etwa ein Drittel aller über 65-Jährigen ist davon betroffen, Männer (über 32 Prozent) stärker als Frauen (über 26 Prozent). Englische Studien berichten von über 36 Prozent Schwerhörigen bei den 61–70-Jährigen, dies steigt bei den 71–80-Jährigen auf über 60 Prozent.

Depression und Demenz
Aber auch auf das allgemeine körperliche und seelische Wohlbefinden wirkt sich eine Hörminderung aus. Das Verdrängen der eigenen Schwerhörigkeit kann weitreichende Folgen haben. Denn wer schlecht hört, isoliert sich häufig und rutscht in eine Depression.
Außerdem zählt Schwerhörigkeit zu den offiziellen Risikofaktoren für Demenz. Menschen mit unbehandeltem Hörverlust entwickeln bis zu fünf Mal häufiger Demenz. Internationale Untersuchungen belegen, dass das Tragen von Hörgeräten das Fortschreiten von Demenz bremsen kann.
Doch wie erkenne ich frühzeitig einen schleichendem Hörverlust?

Selbstcheck
Stellen Sie sich folgende Fragen – und beantworten Sie sie ehrlich!

Haben Sie Probleme, „s“ oder „f“ zu unterscheiden?
Hochfrequente Laute, wie „s“ oder „f“ werden als erstes schwer verstanden. Ihnen ist z. B. unklar, ob Ihr Gegenüber gerade von „Reihe“, „Reise“ oder „Reife“ gesprochen hat. Sie überhören rauschende und zischende Geräusche oder hohe Töne wie etwa Vogelgezwitscher.

Fällt es Ihnen schwer, Gespräche in geräuschvollen Umgebungen zu folgen?
Situationen mit vielen Nebengeräuschen bereiten Ihnen Schwierigkeiten, zum Beispiel Gespräche auf Partys oder in vollen Restaurants.

Hören Sie abends schlechter?
Auch, wenn Sie untertags andere gut verstehen – Ihr Gehirn hat es abends oder in ermüdenden Situationen schwerer, Sätze zu entschlüsseln, bei denen Ihr Ohr das eine oder andere Wort nicht erfasst hat.

Müssen Sie den Fernseher immer lauter stellen?
Wenn die Lautstärke des Fernsehers oder Radios immer weiter nach oben schnellt, wäre auch ein Hörtest angebracht!

Wenn Sie eine der Fragen mit „Ja“ beantworten, sollten Sie Ihre Ohren untersuchen lassen. Denn: „Wer rechtzeitig reagiert, kann mit einem Hörgerät problemlos und selbst­verständlich wieder an allen Lebenssituationen teilhaben“, so Koller. Doch leider haben viele Menschen Angst vor der Stigmatisierung beim Tragen eines Hörgeräts.
„Die Menschen kommen oft sechs bis zehn Jahre zu spät zum Test. Verwenden sie dann ein Hörgerät, muss mit einer längeren Gewöhnungszeit gerechnet werden“, erklärt Anton Koller, Wiener Landesinnungsmeister der Gesundheitsberufe.
Wenn der Verdacht einer Schwerhörigkeit besteht, sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen.

Foto: 123rtf

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