Venen

Stau im Bein

Krampfadern sind großteils Veranlagung. Aber mit einem venengesunden Lebensstil kann man Beine entlasten. Text: Eva Baumgardinger

VenenUnsere Beinvenen sind Schwerstarbeiter. Bis zu 9.000 Liter Blut transportieren sie jeden Tag bergauf zum Herzen. Unterstützt werden die Venen dabei von den Wadenmuskeln, die wie eine Art Pumpe dazu beitragen, das Blut nach oben zu drücken. In den Venen befinden sich die sogenannten Venenklappen, die wie Schleusen dafür sorgen, dass das Blut in die richtige Richtung fließt: Strömt das Blut herzwärts, sind die Klappen geöffnet; steigt der Venendruck, so schließen sich die Klappen. Ergebnis: Das Blut kann nicht „absacken“.

Krampfadern,Besenreiser, Couperose
Ein ausgeklügeltes System. Wäre da nicht der moderne Mensch und seine Neigung, viel zu sitzen, zu stehen und die Beine zu überkreuzen. Das behindert die Venen in ihrer Arbeit. Im Stand lastet ein hoher Blutdruck auf der Venenwand und auf den Venenklappen. Dies führt dazu, dass sich die Venen mit der Zeit sackartig erweitern („ausleiern“). Von Außen sind Krampfadern, von den Medizinern Varizen genannt, als geschlängelte Linien erkennbar. Wird der gestörte Blutfluss in den Venen nicht rechtzeitig behandelt, kann es zu Komplikationen wie Hautverfärbungen, einem offenen Bein oder im Extremfall zu einer Thrombose und in Folge sogar einer Lungenembolie kommen. Neben den Krampfadern gibt es noch andere Venenbeschwerden.

Ein rein kosmetisches Thema sind hingegen sogenannte Besenreiser, also kleinste ausgeleierte Venen. Sie sind oft die Folge von schwachem Bindegewebe. Im Gesicht heißen solche Äderchen Couperose. Neben Steh- und Sitz­arbeiten begünstigen auch Übergewicht, ballaststoff­arme Ernährung, Alkohol- und Nikotinkonsum sowie Schwangerschaft oder Pilleneinnahme das Entstehen von Venenleiden. Der allerhäufigste Grund für Venenbeschwerden ist allerdings Veranlagung. „Krampfadern hat man aufgrund einer Neigung des Venensystems, eine Klappenschwäche zu entwickeln“, sagt Dr. Wolfgang Müller, Facharzt für Chirurgie und Mitbegründer der Initiative „Venengesundheit“. Erste Anzeichen einer Venenschwäche sind geschwollene Beine, abendliches Ziehen oder Kribbeln in den Beinen.

Vorbeugen
Ein venenschonender Lebensstil hilft: Bewegung, flache Schuhe, sanfte Sportarten wie Wandern, Laufen, Radfahren oder Schwimmen sind optimal, heftige Kraftanstrengungen wie Gewichtheben sollte man vermeiden. Venen lieben kalte Güsse, Kneippen, oder Tautreten oder auch Lymphdrainage, und gezielte Venengymnastik bringt müde
Beine ebenfalls in Schwung (siehe Infokasten). Auch Hausmittel oder Medikamente mit Inhaltsstoffen aus rotem Weinlaub oder Rosskastanien können die Beschwerden lindern.

Behandlung
Zur Behandlung von Krampfadern steht eine Vielzahl an Methoden zur Verfügung: Das Stripping, also das Entfernen einer ausgeleierten Vene, ist das klassische Verfahren. Dabei wird an der Mündungsstelle der erkrankten Vene ein kleiner Schnitt gemacht, um die erkrankte Vene mit einer Sonde aus dem Bein herauszuziehen. Neben dieser klassischen Methode ist es auch möglich, eine Krampfader zu behandeln, ohne sie aus dem Körper zu entfernen. Beim Laser- und Radiowellenverfahren schieben Ärzte über eine Punktion
die Sonde in die zu behandelnde Vene. Am Kopf dieser Sonde befindet sich – je nach Technik – ein winziger Laser oder Radiofrequenzsender. Durch das Licht bzw. die Radiofrequenz wird die Vene verschweißt und danach vom Körper abgebaut. Nicht jede Methode ist für jeden Patienten gleich gut geeignet, und häufig werden sie kombiniert. Das Stripping verwendet man jedenfalls eher „für fortgeschrittene Stadien mit sehr dicken und oberflächlich gelegenen Krampfadern“, sagt Dr. Müller.

Wichtig: Kompression
Eine Ultraschall-Untersuchung, bei der die Blutflüsse im Bein farblich dargestellt werden, sollte am Beginn jeder Behandlung stehen. Wichtiger Teil jeder Behandlung ist die Therapie mittels Kompressionsstrumpf. Der Strumpf übt von außen Druck auf die Venen aus und verengt sie so weit, dass die Venenklappen sich wieder berühren können. So strömt das venöse Blut nicht wieder zurück in die die Beine. Mit Omas Stützstrümpfen haben die modernen Kompressionsstrümpfe allerdings nichts mehr zu tun. Es gibt sie in vielen verschiedenen Modellen. „Eine Kompression ist Teil jeder Behandlung. Sie hilft, Thrombosen zu verhindern, und nicht zuletzt erzielt man auch ein optisch besseres Ergebnis, besonders bei Verödungen“, erklärt Dr. Müller.

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Dr. Wolfgang Müller ist Facharzt für Chirurgie mit Schwerpunkt Venenerkrankungen und Behandlung von Krampfadern sowie Mitbegrüber der Initiative „Venengesundheit“.
Infos:
www.venengesundheit.at

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Was hilft?

Wer eine Neigung zu schweren Beinen, Krampfadern oder Besenreisern hat, kann aktiv werden:

Hoch das Bein
Gönnen Sie Ihren Venen eine Pause und legen Sie Ihre Beine nach langem Stehen oder Sitzen hoch. Das Blut fließt leichter zum Herzen,
Stauungen gehen zurück.

Wasser Marsch
Duschen Sie Ihre Waden regelmäßig morgens und abends in kreisenden Bewegungen mit kaltem Wasser ab. Das lindert Schmerzen und hilft Schwellungen zu beseitigen.

Body light
Jedes überflüssige Kilo belastet Ihre Venen zusätzlich. Wenn Sie unter Übergewicht leiden, sollten Sie über eine sinnvolle Gewichtsreduktion nachdenken.

Leicht und ausgewogen
Ernähren Sie sich gesund und achten Sie auf ballaststoffreiche, leichte Kost. Das verhindert Verdauungsprobleme und zusätzliche Belastungen Ihrer Venen.

Jeder Schritt macht fit
Öfter mal am Lift vorbei und zu Fuß in die Wohnung gehen, das Auto für Erledigungen in der Garage lassen, oder beim Telefonieren auf und ab gehen – jeder Schritt hilft bei Venenbeschwerden.

Schatten statt Sonne
Verzichten Sie auf pralle Sonne und legen Sie sich lieber in den Schatten. Zu viel Wärme begünstigt Schwellungen und Schmerzen in den Beinen.

Lieber flach als hoch
Bleiben Sie auf dem Boden und verwöhnen Sie Ihre Venen mit flachem Schuhwerk. Hohe Schuhe sehen zwar attraktiv aus, sind aber Gift für die Wadenmuskelpumpe.

Bewegung erleben
Bringen Sie Ihre Venen auf Trab. Positiv auf ihr Venensystem wirken gleichmäßige Bewegungen wie Schwimmen, Wandern und Laufen sowie Tanzen und Radfahren.

Verwöhnen Sie Ihre Beine
Die Haut von Venenpatienten ist meist sehr anspruchsvoll und benötigt viel Feuchtigkeit.

Es gilt die SS/LL-Faustregel: Liegen und laufen ist besser als sitzen und stehen.

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Wie teuer wird’s?

Wenn eine Behandlung medizinisch notwendig ist, übernimmt die Krankenkasse die Kosten. Auch Kompressionsstrümpfe werden – bei Vorliegen einer ärztlichen Verordnung – von der
Krankenkasse bezahlt (Selbstbehalt € 26,20). Zahlreiche Gefäßambulanzen in allen Bundesländern stehen Sozialversicherten für Diagnose und Behandlung offen. Kosmetische Behandlungen wie die Entfernung von Besenreisern oder Couperose sind privat zu zahlen,
je nach Verfahren bzw. Operation fallen zwischen € 300,– und € 3.000,– an. Über die genauen Preise bzw. die Kostenübernahme informiert der Arzt beim Beratungsgespräch.

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Venengymnastik

Helfen Sie Ihren Beinen auf die Sprünge. Venenübungen für den Alltag.

Aufwärmen: Gehen Sie auf der Stelle. Knie in die Höhe ziehen und Arme locker mitschwingen. (1 min)

Beine hoch! Heben Sie ein Bein – strecken Sie die Zehen und ziehen Sie wieder an – wechseln Sie das Bein dabei ab. (20 x mit jedem Fuß)

Zehenspitzengefühl: Gehen Sie mit geschlossenen Beinen in den Zehenstand und senken Sie langsam wieder ab! (15 x)

Flip-Flop: Tippen Sie abwechselnd mit der Fußspitze und der Ferse auf den Boden. (15 x pro Fuß)

Ballspielen: Rollen Sie einen Ball etwa eine halbe Minute lang kreisförmig mit den Fußsohlen auf dem Boden! (30 Sekunden pro Bein)

Buchstütze: Stellen Sie sich im Zehenstand auf ein dickes Buch (Telefonbuch) und strecken Sie sich nach oben – dann absenken und mit der Ferse den Boden berühren! (15 x pro Bein)

Malen nach Zahlen: Heben Sie ein Bein vom Boden ab und zeichnen Sie Achter in der Luft! (5–10 x pro Bein)

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