Herz

Herzensangelegenheit

Herzinfarkt: in Österreich Todesursache Nummer 1. Wie die Krankheit entsteht, wie Sie vorbeugen können und was zu tun ist, wenn der Verdacht auf einen Infarkt naheliegt.
Frauen zeigen andere Symptome als Männer – und erkranken deutlich häufiger! Ein verstopftes Herzgefäß, Engegefühl in der Brust, Todesangst – bei einem Herzinfarkt ist vor allem eines gefragt: Schnelligkeit. Text: Sabine Fisch

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„Plötzlich war da dieser Druck, als ob jemand auf mir sitzen würde. Dann haben die Schmerzen eingesetzt. Das war wie eine Bombe – ich hatte Todesangst. Dann weiß ich nichts mehr.“ (Manfred S.)

Manfred S. ist einer von 25.000 Menschen in Österreich, die jedes Jahr einen Herzinfarkt erleiden. 5.285 dieser Patienten versterben daran.* Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems (wie Herzinfarkt und Schlaganfall) sind in der westlichen Welt die häufigsten Todesursachen.

2011 starben in Österreich 32.374 Menschen an einer Erkrankung des Herz-Kreislaufsystems.
Davon waren 13.572 Männer und 18.802 Frauen. Damit liegen Herzkrankheiten als Todesursache weit vor der gefürchteten Todesursache Krebs (Vergleichszahlen finden Sie in Tabelle 1). Auch weltweit sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Todesursache Nummer 1. Es gibt allerdings auch gute Nachrichten. So sind die Erkrankungszahlen in den vergangenen 40 Jahren deutlich zurückgegangen. Verstarben 1970 noch 46.692 Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen (21.228 Männer und 25.464 Frauen), waren es 2011 „nur noch“ 32.374. „Und obwohl die Erkrankungszahlen bei Frauen deutlich höher liegen als bei Männern, glauben immer noch viele Menschen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall seien typische ,Männerkrankheiten‘“, sagt Univ.-Prof. Dr. Margarethe Hochleitner, Kardiologin und Leiterin des Frauengesundheitszentrums an den Universitätskliniken/Landeskrankenhaus Innsbruck.

Nichts geht mehr
Bei einem Herzinfarkt verschließen sich eines oder mehrere der drei das Herz mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgenden Herzkranzgefäße. Der Fachausdruck für diese Blutgefäße lautet Koronargefäße. Die Medizin spricht demzufolge auch bei Vorliegen von Herzinfarktsymptomen erst einmal von einem Koronarsyndrom. Denn erst ein Elektrokardiogramm sowie eine Blutuntersuchung können die Diagnose „Herzinfarkt“ untermauern. Wird nicht rechtzeitig eingegriffen oder sind die Verschlüsse
der Herzkranzgefäße sehr umfassend, nimmt das Herz dauerhaften Schaden. Jene
Regionen, die plötzlich nicht mehr mit Blut versorgt werden, sterben ab – dieser Vorgang kann nicht wieder repariert werden. Zwar laufen seit Jahren Versuche, mithilfe der Einpflanzung von Stammzellen Herzgewebe nach einem Infarkt wieder zu reparieren, bis dato allerdings sind die Ergebnisse wenig ermutigend. Deshalb ist Schnelligkeit gefragt. Denn wird ein Herzinfarkt innerhalb von einer Stunde diagnostiziert und behandelt, kann das Absterben des Muskelgewebes des Herzens verhindert oder zumindest so gering wie möglich gehalten werden. Mediziner sprechen daher von der „golden hour“, der „goldenen Stunde“ also, in der die Verheerungen eines Herzinfarktes rückgängig gemacht werden können. Deshalb ist es auch sehr wichtig, als Laie Erste Hilfe zu leisten, wenn ein Mensch Symptome eines Herzinfarktes (siehe Kasten rechts) zeigt.

Rettung anrufen!
„Als Laienhelfer rufen Sie – bevor Sie irgendetwas anderes tun, die Rettung an“, hält Margarethe Hochleitner fest. „Liegt ein Herz- oder Atemstillstand vor – und nur dann – muss sofort mit der Herz-Lungen-Massage begonnen werden.“ Nicht selten allerdings wird bei einem Verdacht auf Herzinfarkt gar nichts getan – mit fatalen Folgen.

Niemals Fehler zu helfen
„Ersthelfer haben häufig Angst davor, bei der Herzmassage oder der Beatmung etwas falsch zu machen“, weiß Kardiologin Hochleitner. Diese Angst sei allerdings unbegründet: „Bei jemandem, dessen Herz nicht mehr schlägt und der nicht mehr atmet, kann man nichts falsch machen“, widerlegt sie Ängste von Ersthelfern. Auch rechtliche Folgen seien nicht zu befürchten: „Wer einem potenziellen Herzinfarktpatienten hilft, kann auf keinen Fall rechtlich belangt werden“, so Hochleitner. Wenn der Rettungswagen eintrifft, stellt der Notarzt die Erstdiagnose – und dann ist vor allem eines wichtig, wenn die „golden hour“ optimal genutzt werden soll: „Der Patient muss in ein Krankenhaus mit Herzkatheterlabor, damit das verschlossene Herzkranzgefäß so schnell wie möglich wieder geöffnet werden kann“, gibt Margarethe Hochleitner zu bedenken. Kann dies innerhalb einer Stunde durchgeführt werden, sind die Chancen für eine vollständige Gesundung sehr hoch.

Das Beste: Vorsorge
„Noch besser ist es allerdings, Prävention zu betreiben, um erst gar keinen Herzinfarkt zu bekommen“, stellt Hochleitner fest. „Denn es existiert eine ganze Reihe von Risikofaktoren, auf die jeder Mensch Einfluss nehmen kann.“ Neben nicht veränderlichen Risikofaktoren wie etwa dem Lebensalter, können andere Faktoren, die das Risiko für einen Infarkt begünstigen, sehr wohl beeinflusst werden. Die einzelnen Faktoren finden Sie in Tabelle 2. Jene Risikofaktoren, die jeder verändern kann, sind für 70 Prozent aller Herzinfarkte verantwortlich. Es lohnt sich also, diesen Faktoren Aufmerksamkeit zu schenken und aktiv Prävention gegen Herzinfarkt und Herztod zu betreiben.

Und so beugen Sie vor:
Wie ungesund Nikotin ist, ist wohl mittlerweile hinlänglich bekannt. Rauchen ist ein eigenständiger Risikofaktor für einen Herzinfarkt, weil es die Verkalkung der Blutgefäße vorantreibt. Diese Ablagerungen in den Gefäßen werden Plaques genannt. Manchmal reißen diese Plaques, dann bildet sich dort ein Gerinnsel, das dann die Herzkranzgefäße verstopft – ein Herzinfarkt ist die Folge. Ein Jahr nach dem Rauchstopp sinkt das Risiko für einen Herzinfarkt auf die Hälfte des Risikos eines Rauchers oder einer Raucherin.
Bluthochdruck und erhöhte Blutfettwerte hängen direkt mit einem weiteren Risikofaktor zusammen, dem Übergewicht. Der Vierte im Bunde ist die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus). Mehr als 40 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sind übergewichtig, das sind rund 3,2 Millionen Menschen. 600.000 von ihnen leiden unter krankhaftem Übergewicht, diese Störung wird auch als Adipositas bezeichnet. Direkt proportional zum Übergewicht erhöhen sich auch Blutdruck und Blutfettwerte wie das LDL-Cholesterin und die Triglyzeride.
Wer sich also etwas Gutes tun und gleichzeitig sein Herzinfarktrisiko vermindern will, sollte gesünder essen, abnehmen und sich mehr bewegen. „Und wir sprechen hier nicht von einem ambitionierten Sportprogramm“, sagt Margarethe Hochleitner: „Schon 30 Minuten Bewegung dreimal die Woche reduzieren das Risiko für einen Herzinfarkt erheblich.“ Spazieren gehen zählt dabei ebenso wie häufiger auf den Aufzug zu verzichten und die Treppe zu nehmen, oder eine Station früher aus der Straßenbahn auszusteigen – Hauptsache Bewegung!

Bluthochdruck bekämpfen
Die Hypertonie, also der hohe Blutdruck, wird auch als „silent killer“ bezeichnet. Er ist für 50 Prozent aller Schlaganfälle und etwa 25 Prozent aller Erkrankungen der Herzkranzgefäße (inklusive Herzinfarkt) verantwortlich. Bluthochdruck ist häufig. Ungefähr 25 Prozent der Bevölkerung der westlichen Welt weisen einen zu hohen Blutdruck auf. Und das Risiko für Hypertonie steigt mit dem Alter: Bei Menschen über 50 nimmt dieser Wert auf bis zu 50 Prozent der Altersgruppe zu. Es bilden sich Ablagerungen in den Blutgefäßen, das Herz wird dauerhaft überlastet, vor allem die linke Herzkammer ist davon betroffen. Die Gefahr für eine chronische Herzschwäche und/oder einen Herzinfarkt steigt. Bluthochdruck zeigt meist keine Symptome. Er kann nur mittels Blutdruckmessung festgestellt werden. Ein Blutdruck von 120:80 gilt als ideal, 120– 129:80 ist normal, 130:90 wird als hochnormal bezeichnet. Zur Diagnose reicht allerdings die einmalige Messung in der Praxis nicht aus. Optimal ist eine 24-Stunden-Messung des Blutdrucks. Sind dabei 20 Prozent der gemessenen Werte zu hoch, liegt eine Hypertonie vor, die behandelt werden muss. Auch hier gilt: Gesünderes Essen, weniger Salz, Rauchstopp und mehr Bewegung können auch ohne Medikamente zur Verbesserung des Blutdrucks führen. Es gibt auch eine Reihe von Medikamenten, die den Blutdruck effektiv senken können. Allerdings gibt es auch hier nicht selten Probleme, wie die Kardiologin Margarethe Hochleitner weiß: „Weil man Bluthochdruck meist nicht spürt, ist es oft schwer, Patienten zur regelmäßigen Einnahme ihrer Medikamente zu bewegen.“ Und nur eine regelmäßige Einnahme kann, wenn das Übergewicht nicht reduziert wird, den Blutdruck dauerhaft senken. Frauen erleben „ihren“ Herzinfarkt übrigens im Schnitt rund zehn Jahre später als Männer. Ein Grund: Das Sexualhormon Östrogen, das bis zur Menopause in den Eierstöcken produziert wird (mit dem Einsetzen der Wechseljahre nimmt diese Produktion rapide ab) schützt die Blutgefäße. Mit dem Abfall des Östrogens nimmt die Wahrscheinlichkeit für einen Herzinfarkt deutlich zu.

Generell gilt: Vorbeugen ist besser als Herzinfarkt. „Bewegen, gesund ernähren, nicht rauchen, regelmäßige Blutdruck-, Blutfett- und Blut­zuckerkontrolle!“ Auf diese einfache Formel bringt es Kardiologin Hochleitner abschließend.

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Typische Symptome
• Druck auf der Brust (länger als fünf Minuten)
• Starker Schmerz in der Brust, der in die linke Schulter, den linken Arm, den Unterkiefer aber auch in den Oberbauch ausstrahlen kann und zu massiver Todesangst führen kann. (länger als fünf Minuten)
• Todesangst
• Kaltschweißigkeit
• Übelkeit und Erbrechen
• Ohnmacht
• Atemnot
• Atemstillstand

Atypische Symptome
• Schwäche
• Schlafstörungen
• Kurzatmigkeit
• Magen-Darm-Beschwerden
• Übelkeit
• Rückenschmerzen
• Schwindel

Die atypischen Symptome wurden früher vor allem Frauen zugeschrieben. Aber auch Männer können diese atypischen Zeichen eines Herzinfarkts aufweisen. Frauen zeigen allerdings etwas häufiger andere als die „typischen“ Symptome eines Infarktgeschehens.

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